Lesedauer 7 Minuten

Langstroth Boden Fluglochverkleinerung

Am Flugloch war auch Betrieb, aber sehr verhalten.

Bienen an der Magazin-Außenseite

Es saßen jedoch noch sehr viele Bienen an der Magazin-Außenseite. Sehr ungewöhnlich. Sollten sie doch alle drinnen bei der Königin sein und bauen, und kuscheln und Nachwuchs groß ziehen! Eigenartig. Irgendwas war faul.

Meine Schwägerin, bei der die Bienen stehen, kannte zum Glück noch eine Nachbarin, die mal Bienen hatte. Die Nachbarin fragte sofort, an welcher Seite die Bienen hängen, ob es die Südseite ist. Und es war die Südseite. Sie meinte, das sich die Königin immer an der Südseite aufhängt und das würde auch die vielen Bienen (die auch sterzelten) an der Außenseite des Magazins erklären. Irgendwie hatte es die Königin als geschafft, sich meinen Umzugsbemühungen zu entziehen und sich selbst ein Plätzchen zu suchen – leider nicht im Magazin, sondern außen. Als Imker kann ich das natürlich nicht durchgehen lassen. Auf einen Tipp von der Imkerin hin habe ich die Bienen an der Außenseite nochmal mit Wasser eingesprüht und dann mit einer Papiertüte abgeschabt und die Restbienen mit einem Besen in die Tüte eingefegt. Davon habe ich leider keine Fotos gemacht – das ging alles zu schnell und war einfach zu spannend ;-)

In der Tüte befanden sich nun eine erkleckerliche Anzahl von Bienen. Diese habe ich in die obere Zarge reingeschüttet, was wohl mein Fehler war. Aber dazu später mehr.

Nun konnte man zusehen, wie die verbliebenden Bienen an der Außenseite der Bienenbeute immer weniger wurden. Es war großer Flugbetrieb in Richtung Flugloch. Nach kurzer Zeit befanden sich nur noch einige Träumsusen und Bummelletzte draußen am Magazin, der Rest war drinnen.

Ich hatte bei der Einsammelaktion ordentlich Achselschweiß produziert und zusammen mit der Ungewissheit, ob man alles richtig gemacht hat, brauchte ich erstmal eine Pause. Der Tag war gelaufen ;-) Die Bienen bekamen so auch etwas Zeit, sich zu erholen. Das war der Samstag.

Sonntag fuhr ich in freudiger Erwartung auf das erste Glas Honig an meinen Bienenstand. Ich war leider etwas übermütig und habe ohne Imkerschleier den Deckel abgehoben und mit meinem Imkerbesen einige Bienen beiseite gekehrt – ein fataler Fehler. Sofort erschien ein Abwehrgeschwader – und – wie sollte es anders sein – ich wurde gestochen. In den Nasenflügel. Herzlichen Glückwunsch – Volltreffer ;-) Morgen habe ich eine Knollnase.

Der Blick in die Beute versprach Gutes und Schlechtes. Das Gute war, das die Bienen meinen Zuckerwasser-Cocktail cool fanden und bis auf den letzten Tropfen ausgeschleckt hatten. Das nächste Gute war, das die Königin sich offensichtlich in der Kiste befand und nicht mehr außerhalb. Das ganz Schlechte jedoch – die Bienen wohnten nun nicht IN den Waben in der unteren Kiste, sondern in der oberen Kiste beim Futter! Aaaaaaaaaaaaaaaaaa! Ich war ratlos uns das Einzige was mir einfiel, war, panisch meinen Imkerlehrer zu kontakten. Was für ein Tagesstart. Imkern scheint echt nur was für Profis zu sein. Aber so ein Profi muss ja auch erstmal einer werden – also bloß nicht entmutigen lassen.

Bienen sind ja bestrebt, immer ganz oben bauen und wohnen zu wollen. Wenn es ihnen zu eng wird, dann gehts unten weiter, aber es wird erstmal oben angefangen. Wahrscheinlich hatte ich die Folie, die den unteren vom oberen Raum abtrennen sollte, zu weit eingeschlagen und wahrscheinlich hätte ich die Königin in die untere Kiste schütten sollen und nicht in die obere. Dachte, die wird ihren Weg schon nach unten finden, aber Pustekuchen. Sie ist eben eine Diva und möchte bis vor die Haustüre chauffiert werden. Zu spät, jetzt bin ich jedenfalls klüger.

Ich hab erstmal alles so gelassen, bin in die Parzelle gefahren und habe mit Brennesseljauche meine Pflanzen gedüngt, um auf andere Gedanken zu kommen ;-)

Inzwischen rief mein Imkerlehrer zurück (ein absolut netter Imkerlehrer, ohne ihn würde ich heulend in der nächsten Ecke liegen und nach Mama rufen!). Er sagte am Telefon, er würde die Bienen, die in der oberen Kiste sind, ruckizucki unten reinkehren und gut ist. Aber ich trau mir das nicht. Das sind richtig viele gewesen und die stechen! In Nasen!

Also brachte ich den Vorschlag an – weil die Bienen ja gerne nach oben wandern und dann losbauen wollen – das man eine 3. Zarge mit leeren Rähmchen mit Mittelwänden oben auf die Futterzarge stellt. Also unten sind die ganzen Bienen, die gerne bauen wollen, aber nicht können, und oben quasi der Rohbau. Er meinte, das würde gehen, die Bienen würden von selbst nach oben ziehen – also gesagt – getan.

Fix zuhause 10 Mittelwände eingelötet, Zarge klar gemacht und nochmal zu den Bienen gefahren. Die waren immer noch in der oberen Zarge drin – alles gut. Also diesmal MIT SCHLEIER die Bienen schön vom Rand abgekehrt, die Zarge mit den Mittelwänden draufgestellt – Folie drauf (die Folie, die vorher auf der Futterzarge lag, der Weg nach oben war nun also frei) und Deckel drauf – fertig. Nicht gestochen worden! Juché!

Nach einer halben Stunde habe ich mal reingeschaut – die ersten Bienen hatten die Mittelwände entdeckt und sind darin herumgekrabbelt. Habe noch etwas Futter-Zuckerwasser nachgefüllt, damit die kleinen was zu naschen haben. Ich warte jetzt, was sich tut. Im Idealfall wird sich das Bienenvolk in die obere Zarge zurückziehen und beginnen, die Waben auszubauen. Dann kommt vielleicht die Königin nach und legt Eier rein.

Im schlechtesten Fall schimpfen die Bienen fürchterlich über diesen miesen Imker, den sie bekommen haben, und ziehen bei nächster Gelegenheit wieder aus. Ich hoffe jedoch, ich kriege noch die Kurve ;-)

Wenn dann alle Bienen in der oberen Zarge sein sollten (wenn nicht ich, wird sie sicherlich der Imkerlehrer dazu „überreden“ können), kann ich die untere Zarge mit den verschmähten Mittelwänden entfernen und das Futter wieder oben auf stellen – das steht ja jetzt quasi in der Mitte und ist somit etwas schwierig zu erreichen.

Ob das alles so funktoniert, werde ich morgen sehen – wenn alles klappt, kommt mich mein Imkerlehrer besuchen und schaut sich das mal an.

Bis dahin werde ich jetzt erstmal meine Nase weiter kühlen – vielleicht mit einem Export aus dem Kühlschrank?

Noch ein Wort zur permanenten Gefahr, in der man als Imker schwebt:

Insgesamt hat mich mein kleiner Bienenschwarm bereits 5 mal gestochen und somit meine Lernkurve als Jungimker exponentiell nach oben verbogen. 2 mal in den Unterarm links – beim Schwarmfang. Da hatten sich 2 Bienen verklemmt und in Panik zugestochen. Tat nicht sehr weh – wurde aber am 2. Tag schön dick. Am Freitag dann in den linken Zeigefinger und den rechten Daumen. Den Daumen hat es nicht gestört – tat weder weh noch wurde er dick. Jedoch der Zeigefinger sah aus wie ein Zeppelin – schön geschwollen. Tat aber nicht weh – spannte nur etwas. Momentan schwillt er ab. Und dann heute natürlich der Supergau der Bienenstiche – ins Gesicht – und dann noch genau in die Nase. Die ist eh schon so groß – bin neugierig, was mich morgen früh im Spiegel erwartet und ich weiss noch nicht genau, ob ich das waschen werde ;-)

Ich mache den Bienen keinen Vorwurf für die Stiche – eigentlich war ich immer dran Schuld. Leichtsinnig gewesen und nicht aufgepasst. Aber man lernt dazu.

Bis morgen! Ich werde berichten.

[UPDATE]

Gestern (Montag)war der Imkerlehrer da.  Wir haben die Bienenbeute geöffnet und – ein Wunder – die Bienen waren ALLE in die obere Kiste gewandert! Gesund und munter. Das Futter war wieder bis auf den letzten Rest leergesüffelt. Die Bienen haben auf den Mittelwänden begonnen, die Waben auszubauen und Sonntag werde ich kontrollieren, ob die Königin – insofern eine da ist – Eier gelegt hat.

Werde jetzt jeden Tag Futter nachfüllen gehen – denn bei diesem Regenwetter kann keine Biene draußen Nektar sammeln gehen. Da gibts eben anstelle leckeres Zuckerwasser! ;-)
Also alles gut soweit – die Bienen bauen erstmal ihre Waben aus.

Die beiden unteren Kisten, also die Kiste, wo die Bienen eigentlich rein sollten und die Kiste, wo sie dann fälschlicherweise alle drin gewohnt haben, waren bis auf einige wenige Bienen komplett leer. Wir konnten diese Zargen somit problemlos entnehmen. Jetzt besteht die Bienenbeute nur noch aus der Zarge mit den Mittelwänden (also das, wo die Bienen die Waben ausbauen sollen) und einer Zarge mit dem Futterbehälter. Der Imker hat mir noch einen 20 Liter Gefrierbeutel dagelassen. Damit deckt man die Beute ab. Der Gefrierbeutel ist schön flexibel, er ist lebensmittelecht (!) und billig. Man kann nach dem Deckelöffnen direkt durch den Beutel auf die Bienen schauen und so schnell nach dem Rechten sehen, ohne das einem die Bienen entgegenkommen. Sehr toll – danke nochmal für den Tipp und den Beutel ;-) Das Flugloch wurde wieder auf 3-4cm verkleinert, damit sich das Volk besser gegen feindliche Attacken wehren kann. So kann das Ganze erstmal paar Wochen stehen bleiben – mal sehen, wie sich das Volk entwickelt.

 

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Seit 2006 Kleingärtner mit Passion und Experimentierfreude. Seit 2011 Gartenblogger. Naturnah und erdverbunden. Gewinner des "Mein schöner Garten" Influencer Awards 2022 in der Kategorie "Insektenfreundliches Gärtnern" und seit 2023 Gartenfachberater. Besuche mich auf Instagram und Facebook! Mehr über mich

8 Comments

  1. Danke für den sehr interessanten und – Entschuldigung – auch echt lustigen Bericht !! Hoffe, Deiner Nase geht’s inzwischen wieder besser :-)

    • Stefan

      :-) Nase ist wieder okay! Diese Biester ;-)

  2. Na das ist doch mal ein lebensnaher Bericht. Nichts schön geredet, genau so kann es gehen. Aber immernoch richtig lustig geschrieben, dass es Spaß macht zu lesen. Wir wünschen, dass die Königin da ist und schon fleißig Eier legt. Bis Samstag in Carlsbrunn zum Erfahrungsaustausch, wir freuen uns schon drauf.
    LG Iris und Uwe

    • Stefan

      Bis Samstag! Schön, das ihr einen Tag der offenen Tür veranstaltet! Habe viele Fragen ;-)

  3. Ahja hier also nochmal zum Nachlesen :))
    Sehr schöner Blog & amüsante Abenteuer! *hihi*

    Viele liebe Grüße!

    • Stefan

      hihi-da staunste, was? dein blog ist auch sehr schön – habe ihn mir gleich gebookmarkt!

  4. Hallo Stefan,

    nun habe ich auch deinen Bericht über die Bienen gelesen. Wie ich schon schrieb bei deinen Berichten muss ich wirklich öfters schmunzeln :) aber immer wieder toll geschrieben so macht das lesen Spass ;)

    LG Martina

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