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Nicht nur in Deutschland schwinden die Bestände an Wildvögeln teils dramatisch. So sind innerhalb nur zwölf Jahren 12,7 Millionen Vogelbrutpaare weniger gezählt worden – das ist ein Rückgang von über 15%. Hauptsächlich in den durch Agrarwirtschaft genutzten Flächen ist ein deutlicher Rückgang der Vögel zu verzeichnen. Gleichzeitig hat auch der Anteil an Wiesen und Weiden rapide abgenommen – dem Lebensbereich und der Nahrungsquelle der Wildvögel. (Quelle + mehr Infos)

Häufige Wildvogelarten sind vom Rückgang stark betroffen

Der Rückgang der Vogelbestände betrifft weniger die seltenen Vogelarten als die normalerweise häufig anzutreffenden heimischen Arten wie z.B. den Kiebitz, dessen Bestand zwischen 1990 und 2013 um 80% (!) abgenommen hat. Rebhühner sind sogar um 85% weniger geworden. (Quelle + mehr Infos)

Die immer intensivere Landwirtschaft mit Insektizideinsatz, Überdüngung und riesigen Flächen mit Monokulturen lässt den Vögeln kaum mehr Raum zum Leben. Mittlerweile fühlen sich Wildvögel in Städten mit großen Grünflächen wohler als in stark landwirtschaftlich geprägten ländlichen Gebieten – wo man eigentlich die größeren Vogelbestände vermuten würde. Der Lebensraum in der Stadt scheint einfach günstiger und das Nahrungsangebot größer zu sein.

Das fehlende Futter ist also nicht der Hauptgrund für den Rückgang der heimischen Vogelwelt – der Lebensraum schwindet und die Lebensbedingungen werden schlechter. Doch kann jeder Einzelne von uns helfen, etwas gegen diese Entwicklung zu tun.

6 Tipps gegen den Artenrückgang der Wildvögel

1. Forschung unterstützen

Die Gründe für den Artenrückgang sind sehr vielfältig und noch nicht 100% geklärt. Hilf mit, die Forschung zu unterstützen! Der NABU veranstaltet jährlich eine Wildvogelzählung, die wichtige Daten über den Bestand der einzelnen Arten liefert. Es gibt sogar etwas zu gewinnen!

Hier steht, wie Du mitmachen kannst: Stunde der Wildvögel

Rund um die „Stunde der Wildvögel“ gibt es bundesweit viele Veranstaltungen des NABU, die man besuchen kann. Durch Deine Teilnahme lieferst Du den Wissenschaftlern wichtige Daten, die helfen, die Ursachen des Wildvogel-Rückgangs genauer zu erforschen.

2. Lebensräume schaffen und Garten vogelfreundlich machen

Selbst im eigenen kleinen Garten kann man Vögeln Rückzugsmöglichkeiten, Nistgelegenheiten und Futterquellen schaffen. Einheimische Sträucher und Bäume eigenen sich hervorragend als Unterschlupf für Wildvögel. Auch in Hecken und Gebüschen fühlen sich Vögel sehr wohl und nutzen sie gerne als Nistplatz und Zuflucht bei Gefahren (z.B. Hauskatzen!).

Nisthilfen und Nistkästen helfen den Vögeln, ihren Nachwuchs groß zu ziehen. Hier gibt es eine schöne Seite über dieses Thema: Nistmöglichkeiten bei wildvogelhilfe.org

Kleingarten Panorama mit Staudenbeet und Gemüsebeeten
In bunten Gärten fühlen sich Wildvögel besonders wohl, weil das Nahrungsangebot dort besonders groß ist

3. Natürliche Futterstellen für Vögel im Sommer und Winter schaffen

Es ist das Beste für Wildvögel, wenn sie sommers wie winters genügend Futter in der Natur finden, ohne Hilfe durch den Menschen. Durch den Anbau von geeigneten Bäumen, Sträuchern und Stauden kann man dafür sorgen, daß die Wildvögel einerseits Lebensraum bekommen (siehe Tipp 2) aber auch gleichzeitig ganzjährig mit Futter versorgt werden. Du kannst Deinen Garten bewusst vogelfreundlich gestalten, indem Du Pflanzen anbaust, die den Wildvögeln Verstecke, Nistmöglichkeiten, Futter, Schutz und Ruhe bieten.

So eine „natürliche Futterbar“ kann unter anderem bestehen aus:

  • Eberesche
  • Weißdorn
  • Kornelkirsche
  • schwarzer Holunder
  • Schlehe
  • Vogelkirsche
  • uvm.

Aus all diesen Pflanzen lässt sich prima eine Hecke pflanzen, die auch einen wunderbaren Sichtschutz abgibt. So kann man Privatsphäre mit Wildvogelschutz kombinieren!

Der NABU hat hiereine schöne Zusammenstellung von vogelfreundlichen Pflanzen zusammengestellt.

4. tiergerechte Futterstellen zum Füttern im Winter einrichten

Im Winter kann man Wildvögeln durch artgerechte, geeignete Futterstellen Nahrung anbieten.  Dabei wird jedoch oft die Hygiene vergessen! Die bekannten Vogelhäuschen sehen wunderhübsch aus, haben aber den Nachteil, das Vogelkot das Futter verunreinigen kann. Das bietet Krankheiten eine gute Verbreitungsgrundlage, Erreger können sich so rasend schnell über das kontaminierte Futter verbreiten. Ich erinnere nur an die rasante Verbreitung der Vogelgrippe vor einigen Jahren.

Besser sind Futterstellen, die senkrecht angeordnet sind und die nur über eine Sitzstange verfügen, so daß Vogelkot auf den Erdboden fällt. Perfekt für Balkon und auch für den Garten. Hier ein Beispiel:

Sollte man dennoch per Vogelhäuschen füttern, sollte  man diese Futterstellen regelmäßig gründlich reinigen und desinfizieren.

Ein Wort zur Sommerfütterung: Es hat sich herausgestellt, daß eine Sommerfütterung keine positiven Auswirkungen auf den Wildvogelbestand hat. Mehr dazu beim NABU

5. artgerechtes Futter geben

Die unterschiedlichen Wildvogelarten haben alle verschiedene Lieblings-Speisen. Gib sie ihnen!

  • Kleiber und Specht mögen Fettfutter und Mehlwürmer
  • Rotkehlchen, Amseln und Drosseln mögen Weichfutter wie z.B. Rosinen, frische Äpfel und Getreideflocken (z.B. ungesüßtes Müsli)
  • Finken mögen Körner und Samen sehr gerne
  • Meisen lieben Erdnüsse (zerkleinert), Sonnenblumenkerne aber auch Fettfutter (die bekannten Meisenringe, kann man übrigens auch selber machen! Hier gibts meine Anleitung zum Meisenknödel selber machen. )

Nicht auf den Speiseplan gehören Süssigkeiten, Brot (schimmelt schnell und saugt sich voll Wasser) und gesüßtes Trockenobst. Vorsicht auch bei überlagerten Nüssen – können schimmeln.

Hier gibt es eine schöne Übersicht über das Lieblingsfutter der einzelnen Wildvögel.

Herstellung von Fettfutter für die Wildvogel Fütterung Im Winter
Vogelfutter wie z.B. Meisenknödel und Fettfutter für den Winter lässt sich leicht selbst herstellen

6. Vogel-Schutzzeiten beachten

Man sollte unbedingt die Brutzeiten der Wildvögel kennen. Gerade Hecken und Sträucher, denen wir gerne mal mit der Heckenschere zu Leibe rücken, werden als Brutstätte genutzt. Wenn man zur Brutzeit die Hecken schneidet, kannst Du Dir vorstellen, was passiert. Es gibt vorgeschriebene Zeiten, zu denen Hecken und Sträucher geschnitten werden dürfen. (Mehr Infos zum Thema gesetzlicher Vogelschutz bei Ben auf dem Blog)

7. mehr über Wildvögel lernen

Je besser man Wildvögel kennt, desto besser kann man sie schützen! Lerne dazu und belese Dich im Internet!

EXTRATIPP: kein Vogelfutter aussäen!

Viele Vogelfuttermischungen enthalten Saatgut der Ambrosia-Pflanze. Ambrosia gelangt hauptsächlich über das Vogelfutter in unsere Gärten. Es ist ein hartnäckiges Unkraut, welches schwere Allergien auslösen kann. Hier gibt es weitere Informationen über Ambrosia. Besonders um Vogelfutterstellen kann es daher sein, daß Ambrosia anwächst. Man sollte es konsequent entfernen.

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Author

Seit 2006 Kleingärtner mit Passion und Experimentierfreude. Seit 2011 Gartenblogger. Naturnah und erdverbunden. Gewinner des "Mein schöner Garten" Influencer Awards 2022 in der Kategorie "Insektenfreundliches Gärtnern" und seit 2023 Gartenfachberater. Besuche mich auf Instagram und Facebook! Mehr über mich

3 Comments

  1. Super Beitrag! Ich habe im letzten Frühjahr aus genau diesem Grund auch eine Naschhecke für Vögel und andere Tiere gepflanzt – ok, auch ich werde ein paar Früchte davon naschen. ;-) (Die Pflanzen, die ich dafür verwendet habe, habe ich in meinem Blog vorgestellt.)

    Eine Sache möchte ich noch ergänzen: Wasser! Quasi der Ursprung allen Lebens. Seit wir im Garten einen Teich haben, wurde uns das erst so richtig bewusst – dort tummeln sich (natürlich vor allem in einer Trockenperiode) ganze Heerscharen der unterschiedlichsten Vögel (und Insekten und Amphibien sowieso) – das ist wirklich toll zu beobachten!

    Liebe Grüße, Kati

    • Stefan

      Hey Kati, danke für das Lob ;-) Das mit dem Wasser hab ich auch überlegt, aber ich hatte gelesen, das Vögel immer von selber frisches Wasser in der freien Natur finden. Wasserschalen im Garten sind wohl auch nicht immer hygienisch einwandfrei, so daß man den Vögeln besser kein Wasser „serviert“. Aber wenn man in einer wirklich trockenen Gegend wohnt und „Not am Mann“ ist, dann kann man das schon mal machen. Viele Grüße!

  2. Ein sehr schöner Artikel!
    Mein Freund und ich sind vor kurzem aufs Land rausgezogen und planen aktuell den Aufbau eines Naturgartens. In der Stadt finden sich mittlerweile nur noch durchgestylte, möglichst pflegeleichte Gärten, die aber keinen Platz für Leben schaffen. Da sieht man Wembleyrasen, Steine, Stahl und bestenfalls hier und da einen Buchsbaumstrauch – das war´s!
    Wir wollen uns ein kleines Paradies für Insekten und Vögel schaffen mit vielen kleinen Ecken, wo sich die Tiere in aller Ruhe tummeln können.

    Toller Blog, bitte mach weiter damit!

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