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Das ist jedem Gärtner schon einmal passiert. Die frisch ausgesäten und gerade gekeimten Pflanzen (Keimlinge) sehen plötzlich lang und dünn aus. Was ist denn da nur los? Die Keimlinge werden immer länger und sehen gar nicht so aus, wie man es erwartet. Doch die Erklärung für dieses Problem ist ziemlich einfach – du wirst den Fehler bestimmt kein zweites Mal machen ;)

Ursachen für langen und dünnen Wuchs

Man nennt diesen langen und dünnen Wuchs der kleinen Pflänzchen auch „Geilwuchs“. Man spricht manchmal auch vom „Vergeilen“ der Pflanzen. Die Ursache ist meist Lichtmangel oder zu hohe Temperaturen bei der Anzucht. Wie kann das passieren?

Keimlinge zu lang und dünn
Wenn die Keimlinge lang und dünn aussehen, dann waren die Anzuchtbedingungen nicht optimal

Ganz ungeduldige Hobbygärtner starten mit ihren Aussaaten bereits im Januar – das ist jedoch viel zu früh! Nicht wegen der Temperaturen, sondern wegen dem fehlenden Licht. Im Januar haben wir in unseren Breite nur etwa 8 Stunden Tageslicht. Viel zu wenig für kleine Pflänzchen. Im März dagegen sind es bereits 3 Stunden (fast 38%) mehr!

Pflanzen brauchen ausreichend Licht zum Wachsen. Wenn so ein kleiner Keimling aus der Erde kommt und nicht genügend Licht vorfindet, dann beginnt er nach Licht zu suchen. Er reckt und streckt sich in der Hoffnung, irgendwann zum Sonnenlicht vorzudringen. In der Natur ist das Samenkörnchen vielleicht von Laub verdeckt, dort wird es Erfolg haben mit seiner Strategie, immer länger zu werden. Bei uns im Anzuchtkasten gibt es jedoch keine Sonne, die Keimlinge werden immer länger und irgendwann fallen sie um.

Ein zweiter Faktor für Geilwuchs sind zu hohe Temperaturen. Wenn es zu warm ist, wachsen die Pflanzen zu schnell.

Kann man die Pflanzen retten?

Wenn man frühzeitig erkennt, dass die Keimlinge lang und dünn werden, dann sollte man sofort eingreifen. Als erstes sorgt man für optimale Lichtverhältnisse. Entweder stellt man die Anzuchtschale um, am besten an das hellste Fenster der Wohnung oder man versorgt die Pflänzchen mit einer geeigneten Pflanzenlampe für die dringend benötige Extraportion Licht. Wenn es hingegen zu warm ist, dann lohnt sich ein Verstellen an eine kühlere Stelle. Meist ist das Schlafzimmer temperaturmäßig ideal. Oft wird eine Kombination aus beidem nötig sein.

Grundlegend kommt man jedoch günstiger, wenn man noch einmal aussät. Dann am besten zum empfohlenen Aussaatzeitpunkt mit ausreichend Licht und bei moderaten Temperaturen.

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Kann man die Pflanzen noch verwenden?

Man kann versuchen, die langen und vergeilten Pflanzen zu pikieren und in neue Töpfchen tiefer einzupflanzen, so dass die Blätter über der Erde sind und der lange Teil des Pflänzchens in der Erde. Das ist jedoch nicht der optimale Start für die Pflanzen. Sie werden nie so schön wachsen, wie Keimlinge und Jungpflanzen, die unter optimalen Bedingungen herangezogen worden sind.

Ich habe diesen Fehler natürlich auch schon einmal gemacht ;-) Die langen und dünnen Pflanzen sind bei mir direkt auf den Kompost gewandert. Danach habe ich einfach noch einmal ausgesät. Beim zweiten Versuch hat es dann zum Glück viel besser funktioniert.

Wenn man lange an den schwachen Jungpflanzen herumdoktort, investiert man jede Menge Zeit und Energie nur um nachher enttäuscht zu sein, wenn die Pflanzen nicht richtig wachsen wollen. Besser ist es, den Fehler einzusehen und die Aussaat erneut zu starten. Diesmal bei optimalen Bedingungen.

Paprika Keimlinge in Töpfen
So sehen optimale Keimlinge aus. Kurz und kräftig im Wuchs.

Tipps für kräftige Jungpflanzen

Kräftige, gesunde Jungpflanzen brauchen optimale Anzuchtbedingungen. Alles startet mit dem richtigen Aussaattermin. Wenn man nicht gerade ein beheiztes und beleuchtetes Gewächshaus hat, beginnt die Garten-Gemüse- und Pflanzensaison erst Mitte Mai. Das ist der Termin, ab dem in unseren Breiten keine Nachtfröste mehr zu erwarten sind. Eher benötigt man also gar keine Pflanzen für das Freiland, denn der Frost würde sie zerstören.

Für Frühbeete oder für das unbeheizte Gewächshaus kann man jedoch durchaus schon etwas eher anziehen. Aussaten im Haus im Januar oder Februar sind jedoch in den meisten Fällen viel zu früh (ausser für Paprika und einige andere Pflanzen, die langsam keimen und deshalb eher ausgesät werden müssen).

Wenn man ab Mitte März aussät, dann hat man genügend natürliches Licht verfügbar, so dass schöne Jungpflanzen wachsen können. Vorrausgesetzt natürlich, die Anzuchtschalen stehen so hell wie möglich.

Mit einem Aussaatkalender (gibt’s im Internet) kann man den optimalen Aussaatzeitpunkt für frühes Gemüse ermitteln. Am besten, man überlegt sich, an welchem Termin die Pflanzen in den Garten / ins Frühbeet / ins Gewächshaus gepflanzt werden sollen. Von diesem Termin zieht man die benötigten Tage für die Anzucht ab und schon hat man den idealen Aussaattermin im Haus.

Ein Beispiel: Ich möchte Tomatenpflanzen vorziehen. Auspflanzung ist am 15. Mai, wenn die Eisheiligen vorüber sind. Die Pflanzen brauchen ca. 8 Wochen von der Aussaat bis zur Größe, in der ich sie auspflanzen möchte. Ich rechne also 2 Monate ab 15. Mai rückwärts und bekomme als Aussaattermin den 15. März. Ganz einfach ;-) Es brauchen aber nicht alle Pflanzen 8 Wochen für die Jungpflanzenanzucht. Einige Kulturen sind nach dieser Zeit schon erntereif – Salate zum Beispiel! Ein Aussaatkalender hilft ungemein bei der Planung und erspart jede Menge Frust. Gärtnern soll ja schließlich Spaß machen!

Übrigens: Die besten Pflanzen gedeihen, wenn man sie direkt an Ort und Stelle im Garten aussät. Das spart dem Gärtner viel Stress und hält die Fensterbänke frei. Hat man einen Frühbeetkasten oder ein Hochbeet mit Frühbeet-Deckel, kann man früher mit der Direkt-Aussaat starten und das Frühbeet zur Pflanzen-Kinderstube umfunktionieren. Perfekt auch für Sommerblumen und erste Gemüse wie Salate , Kohlrabi uvm. !

Was wäre die Anzucht ohne schöne Anzuchtgefäße? Hier habe ich ein paar Iden für Dich zusammengestellt: Aussaatgefäße für Gemüse und Pflanzen – 10 schöne Ideen

Viel Spaß bei der Jungpflanzenanzucht!

Basilikum Keimlinge
Bei optimaler Temperatur bilden sich die Keimblätter direkt über dem Substrat. Sie wachsen nicht in die Höhe.
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Author

Seit 2006 Kleingärtner mit Passion und Experimentierfreude. Seit 2011 Gartenblogger. Naturnah und erdverbunden. Gewinner des "Mein schöner Garten" Influencer Awards 2022 in der Kategorie "Insektenfreundliches Gärtnern" und seit 2023 Gartenfachberater. Besuche mich auf Instagram und Facebook! Mehr über mich

7 Comments

  1. Hallo Stefan,
    danke für diesen nützlichen Beitrag. Gerade als Neuling im gärtnern macht man hier wirklich schnell was falsch, weil man es kaum erwarten kann endlich richtig loslegen zu dürfen.
    Der Tipp mit dem Aussaatkalender klingt auf jeden Fall sehr gut, den werde ich mir gleich mal zulegen.
    Liebe Grüße Timo

  2. Hallo Stefan…mir gefallen so gärtnerische Postings.
    Hast Du sehr gut beschrieben.
    Früher hatten Wir einen Garten am Haus und heut einen Balkon.
    Voriges jahr hatte ich einen richtigen Dschungel auf dem Balkon.
    Hokkaido Tomaten Zucchini wuchsen wie irre.
    Es macht Spass.
    Ich habe gestern alten pferdemist besorgt und eingegraben Balkonkästen zu viel und nicht tief genug.
    Na nun muss ich gucken…
    Viele grüsse aus Essen
    Christine…?

  3. Ein wunderbarer Gartenblog. Ich verbinde mit Frühling immer das setzen und aufblühen im Garten. Die Sonne kommt wieder heraus, es wird wärmer und man kann endlich in den Garten…

  4. Hallo Stefan,
    vielen Dank für die wertvollen Tipps! Dieses Jahr hatte ich viele lange und dünne Stengel in meinen Anzuchtschalen. Ich werde nun sehen mehr direkt draußen zu probieren. Toller Blog mit vielen interessanten Beiträgen!
    Danke und noch viel Spaß!

  5. Klaus Langbehn Reply

    Hallo Stephan,
    ich habe vor 14 Tagen Salat auf der Fensterbank ausgesät um ihn wenn die Wurzeln aus der Kokosanzuchterde herausragen in mein neues Gewächshaus umzusetzen. Jetzt sehen die Pflänchen so erbärmlich aus wie auf dem Bild in deinem Beitrag.
    Zu meinem Gewächshaus ist zu sagen, dass ich es beheizen kann so dass die Temperatur dort immer ca 15 Grad wärmer ist als die Außentemperatur. Wegen dieses Umstandes wollte ich auf der Fensterbank Salat usw. vorziehen und dann ins Gewächshaus umsetzen damit ich schon sehr früh den ersten Salat ernten kann.
    Mir scheint, dass ich ein Anzuchtlampe benötige und wenn die Pflänzchen aus der Erde kommen sie schnell ins Gewächshaus umsetze.
    Für deinen Rat wäre ich dir sehr dankbar.
    Grüße
    Klaus aus Lübeck

  6. Hallo Klaus! Ich denke, Deinen Salatpflänzchen fehlte einfach das Licht… Momentan ist es zum Wachsen einfach zu dunkel, wir haben momentan nur knapp über 8 Stunden Tageslicht – viel zu wenig… Wie Du schon schreibst, nimm einfach eine Anzuchtlampe oder säe doch einfach direkt ins Gewächshaus aus! Dort sollte das Licht ausreichend sein und wenn du die Temperatur regeln kannst, dann wächst der Salat bestimmt wie von selbst :-) Ein weiterer Vorteil der Direktsaat ist, dass der Salat gleich abgehärtet ist und auch niedrige Temperaturen wegstecken kann. Viele Grüße!

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