Lesedauer 6 Minuten

Dieser Samstag sollte der letzte heißeste Tag des Jahres 2024 werden. Doch das kann einen echten Hobbygärtner nicht abschrecken, denn an diesem Tag stand ein ganz besonderes Highlight auf dem Programm: Der Besuch der 5. sachsen-anhaltinischen Landesgartenschau in Bad Dürrenberg!

Ich bin ja seit einigen Jahren Fan von Gartenschauen. Schon 2012 war ich auf meiner ersten, direkt bei mir um die Ecke in Löbau, und ich fand es toll. Danach besuchte ich die Bundesgartenschau in Erfurt 2021 (gleich 2x) und auch dieses Erlebnis war fantastisch. Nun steht also die Gartenschau in Bad Dürrenberg auf dem Programm, am Rande Sachsen-Anhalts, gar nicht weit von Leipzig entfernt.

Was lag da näher, als meinen Freund und Fotografen Daniel Reiche einzuladen, der glücklicherweise direkt nebenan in Leipzig wohnt. Vielen Dank an dieser Stelle für all die tollen Fotos!

Direkt von dort brachte uns eine S-Bahn nonstop nach Bad Dürrenberg. Nach einer unterhaltsamen halben Stunde Fahrt waren wir auch schon da. Zum Ausstellungsgelände sind wir dann noch einmal ca. 20 Minuten gelaufen bevor wir durch die bunten Einlasstore in die Gartenschau-Entdeckerwelt eintreten durften.

Die Gartenschau kurz vorgestellt

Die Landesgartenschau in Bad Dürrenberg hat vom 19.4. – 13.10.2024 geöffnet. Eigentlich sollte das Event schon einige Jahre früher starten, aber die Corona-Pandemie machte dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. 2024 war es dann aber endlich soweit.

Unter dem Motto „Salzkristall & Blütenzauber“ entstand auf 15 Hektar Gesamtfläche eine beeindruckende Anlage, die Altes und Neues vereint. Der alte Kurpark mit seinem beeindruckenden Gradierwerk wurde in das Gesamtkonzept mit integriert ebenso wie der neu hinzugekommene Weinberg am anderen Ende der Anlage.

Die Kernthemen der Gartenschau und des Ausstellungskonzeptes waren

  • Industriedenkmal mit dem längsten Gradierwerk Deutschlands
  • Gartendenkmal
  • archäologischer Fundort mit wichtigen Zeugnissen der Frühgeschichte des Menschen

Besonders hervorzuheben ist, dass die gesamte Landesgartenschau ohne chemisch-synthetische Pestizide und ohne chemisch-synthetische Dünger sowie ohne Torfeinsatz bewirtschaftet wird. Ein sehr nachhaltiger Ansatz, wie ich finde.

Schon der erste Eindruck des Geländes gefällt. Bunte Pflanzungen begrüßen den Besucher und freundliche Mitarbeiter reichen uns einen Geländeplan, ohne den man hoffnungslos verloren wäre. Es gibt ja so viel zu sehen und wir wollten ja auch nichts verpassen.

Stefan Michalk plant auf der Landesgartenschau seinen Rundgang
Ohne Geländeplan verloren – das Areal war sehr weitläufig und vielfältig!

Das Ausstellungsgelände

Das Ausstellungsgelände befindet sich im Westen der Stadt Bad Dürrenberg, direkt an den Ufern der Saale auf einer Anhöhe. Hier gibt es einige besondere Highlights zu entdecken, die ich dem Leser selbstverständlich nicht vorenthalten möchte:

im Kohlbergtunnel mit Ausstellung
Das ist der Kohlebahntunnel, der in eine unterirdische Galerie verwandelt wurde.

Der Kohlebahntunnel mit der Vogeldisco

Die Vogeldisco im Kohlebahntunnel in Bad Dürrenberg zur Landesgartenausstellung 2024
Vogeldisco

Der Kohlebahntunnel zeugt von der Geschichte Bad Dürrenberg als Salzsiedestadt. Der ursprünglich über 4 Kilometer lange Eisenbahntunnel, der von 1836 bis 1935 die Salz-Siedeöfen von Bad Dürrenberg mit Brennstoff versorgte, ist heute ein Ausstellungsort. Ein ca. 110 Meter langes Teilstück konnte bergbaulich gesichert werden und bietet nun zur Gartenschau einen außergewöhnlichen Ausstellungsraum rund um das Thema Salz. Je weiter man sich in den Tunnel hinein bewegt, desto mehr Ausstellungsstücke, die an den Tunnelwänden präsentiert werden, erscheinen. Der Guide berichtet dazu interessantes Hintergrundwissen und die eingespielten Geräusche lassen den Besucher in diese besondere Atmosphäre eintauchen. Ganz am Ende des Tunnels staunt man nicht schlecht, denn buntes Discolicht und eigens für die Gartenschau komponierte elektronische Technomusik beleuchtet ‚zig Vögelchen (natürlich aus Plastik) in Vogelkäfigen. Dies erinnert daran, dass es nur solange sicher für Besucher in einem Bergwerkstunnel ist, wie die Vögel piepsen. Das war bei uns zum Glück durchgängig der Fall. Der Kohlebahntunnel war definitiv eines meiner TOP-Höhepunkte der Gartenschau.

Das Gradierwerk in Bad Dürrenberg
Das Gradierwerk auf der Landesgartenschau Bad Dürrenberg

Gradierwerk und Kaltinhalierhalle

Das Gradierwerk im Kurpark Bad Dürrenberg ist ein eindrucksvolles Bauwerk und ein Industriedenkmal zugleich. Es wurde früher dazu verwendet, Sole (salzhaltiges Wasser) aufzukonzentrieren. Dadurch konnte man im Anschluss mit viel weniger Energieeinsatz Salz sieden.

Zu diesem Zweck wurden Schwarzdornäste kunstvoll übereinander gestapelt. Das Gradierwerk in Bad Dürrenberg hat eine Höhe von 12 Metern! Ein Pumpsystem transportiert die Sole in die Höhe und lässt sie über Auslässe langsam über die Äste tropfen. Bei diesem Vorgang verdunstet Wasser und in der Sole enthaltene Fremdstoffe, wie z.B. schwer lösliche Salze und Schmutzteilchen lagern sich an den Ästen ab. Es entsteht der sogenannte „Dornstein“.

Heraus kommt eine wunderbar klare Sole mit der perfekten Salzkonzentration, um sie in den Siedekesseln zu Salzkristallen einzukochen.

Ein toller Nebeneffekt des Gradierwerkes ist die fantastische Salzluft, die unseren Bronchen so gut tut. Speziell für diesen Zweck wurde eine Kaltinhalierhalle errichtet. Dort wird salzhaltiges Wasser versprüht, welches die Besucher einatmen können, um die wohltuende Wirkung zu verspüren. Haben wir natürlich ausprobiert und können es nur weiterempfehlen! Besonders bei 33 °C Außentemperatur eine willkommene Abkühlung.

Der Weinberg

Schon seit dem Mittelalter werden die Saalehänge für den Weinanbau genutzt. So auch jetzt in Bad Dürrenberg. Für die Landesgartenschau wurde im südlichen Areal des Geländes in Kooperation mit einem bekannten Weingut ein nagelneuer Weinberg angelegt, wo Weinreben der Sorte Souvignier Gris wachsen werden. Der Weinberg ist noch sehr jung, aber in einigen Jahren wird er sicherlich eindrucksvoll bewachsen sein und das ein oder andere schöngeistige Tröpfen Saalewein erzeugen.

In der Blumenhalle
Ein bisschen orientierungslos in der Blumenhalle der Landesgartenschau :)

Das Palmen- und Vogelhaus und die Blumenhalle

Der Solezwerg von Bad Dürrenberg.

Die Blumenhalle kennt man von jeder Gartenschau – sie ist wohl so etwas wie ein Pflichtelement. Hier zeigen Floristen und Dekorateure ihr Können. Gleichzeitig ist diese Halle die Schlechtwettervariante für alle Besucher. Wir hatten zum Glück strahlenden Sonnenschein, so dass wir uns lieber im Freien aufhielten. Was jedoch nichts über die Qualität dieser Halle aussagt. In der Palmenhalle gefiel mir am besten die Orchideensammlung. Für eingesperrte Vögel bin ich nicht so zu haben. Das ist sicherlich Geschmackssache.

Es gab noch so viel Weiteres zu entdecken, wir haben in den 7 Stunden, in denen wir vor Ort waren, nicht alles geschafft. Das Virtual Reality-Erlebnis war leider immer belegt, als wir mal reinschauen wollten. Die Gastronomie haben wir jedoch rege genutzt. An den Themengärten „Gesundheit und Wohlbefinden“ sind wir irgendwie vorbeigelaufen, aber die Mustergräber sind uns ins Auge gefallen (Ebenfalls ein Bestandteil vieler Gartenschauen). Wir haben jedoch entschieden, schnell weiterzugehen. Wir fühlten uns einfach noch nicht bereit dafür. Was jedoch sehr witzig war, war der Solezwerg! Er ist so etwas wie das Maskottchen der Landesgartenschau in Bad Dürrenberg. Falls ihr mal da seit, schaut ihn euch unbedingt an!

Meine Highlights auf der Landesgartenschau

Wie jeder Besucher hatte auch ich selbstverständlich meine ganz persönlichen Highlights auf dieser Gartenschau gefunden.

Staudenbeete von Petra Pelz

Ins Auge fielen mir direkt die sehr ansehnlichen Staudenbänder und -pflanzungen. Leider konnte man als Besucher nirgends über das Konzept oder über die Designer dieser eindrucksvollen Blütenmeere lesen. Aber ich hatte eine Vermutung und ein kurzer Blick in die Suchmaschine bestätigten mir, dass hier wieder Petra Pelz am Werk war. Sie ist eine sehr bekannte und erfahrene Pflanzenexpertin, die beispielsweise auch schon die Bundesgartenschau in Erfurt 2021 und die IGA in Berlin 2017 mitgestaltet hat.

Die Pflanzungen in Bad Dürrenberg standen unter dem Konzept „Kristalle in allen Elementen“. Wer möchte, findet auf Ihrer Website lesenswerte Informationen zu ihrer Herangehensweise an die Planungen, über die Konzepterstellung und die Umsetzung sowie über ihre anderen Projekte.

https://www.petra-pelz.com/projekte/oeffentlich

Nachhaltige Bewirtschaftung

Ein weiteres Highlight für mich war der Fakt, dass die Gartenschau ohne chemisch-synthetische Pestizide und ohne chemisch-synthetische Dünger und ohne Torf auskommt. Es wurde bewusst auf deren Einsatz verzichtet. Ich finde das fantastisch und ein Schritt in die richtige Richtung. Gerade auf so einer Vorzeige-Veranstaltung finde ich den Verzicht lobenswert. Man hätte das Ganze durchaus noch stärker kommunizieren können.

Schöner Kurpark

Der historische Kurpark Bad Dürrenberg ist eine Perle der Gartenschau. Die 10ha große Park begeistert mit ihrem alten Baumbestand, im Hintergrund das Gradierwerk und am Rand der neu errichtete Weinberg. Man kann den vergangenen Flair des Kurbetriebs noch erahnen. Damals besuchten viele Menschen den Kurpark, um Trinkkuren mit der natürlichen Sole (mit Kohlensäure versetzt) anzuwenden. In dieser Zeit hat auch der kleine Solezwerg seinen Ursprung.

Die Schamanin von Bad Dürrenberg

Im Kurpark wurde bei Grabungen im Jahr 1834 eine aussergewöhnliche Entdeckung gemacht. Es wurden menschliche Skelette gefunden – eine Frau und ein Kind – die vor ca. 8500 an dieser Stelle bestattet wurden. Aufgrund der gefundenen Grabbeigaben und nach der Analyse der anatomischen Besonderheiten des Frauenskeletts nimmt man heute an, dass die dort beerdigte Person eine religiöse Funktion gehabt haben könnte. Vielleicht war sie eine Schamanin. So ganz einig sind sich die Gelehrten noch nicht, aber es sind auch noch nicht alle Geheimnisse der Schamanin gelüftet.

Den Fund kann man im Museum für Vorgeschichte in Halle besichtigen. Dort wird übrigens auch die berühmte Himmelsscheibe von Nebra ausgestellt.

Augstieg auf das Gradierwerk
Das Gradierwerk kann auch von oben betrachtet werden inkl. Rundblick über die Gartenschau

Beeindruckendes Gradierwerk

Das 636 Meter lange Gradierwerk ist das längste noch in Betrieb befindliche Gradierwerk Deutschlands und deshalb eines meiner Highlights. Ich habe so ein Bauwerk noch nie gesehen und war beeindruckt. Wir haben natürlich die Möglichkeit genutzt und sind auf das Gradierwerk hochgestiegen. Was für ein fantastischer Rundblick über die ganze Gartenschau! Als kleines Dankeschön für den Ticketkauf haben wir sogar noch ein kleines Gläschen Bad Dürrenberger Siedesalz bekommen.

Mein Fazit

Die Landesgartenschau in Bad Dürrenberg hab mich einen Tag lang sehr gut unterhalten – und das ist ja der Zweck jeder Gartenschau! Wir haben die Vielfalt der angebotenen Sehenswürdigkeiten und Angebote genossen. Das Wetter hat perfekt gepasst. Im Kurpark und auch überall sonst standen ausreichend Möglichkeiten zur Verfügung, um sich kurz auszuruhen, denn die Wege waren lang. Kein Wunder bei 15 Hektar Ausstellungsfläche. Das gesamte Gelände war tip top gepflegt und es hat uns als Besucher an nichts gefehlt. Vielen Dank auch an die Helfer und guten Feen auf der Gartenschau. Sie gaben uns jederzeit freundlich Auskunft über alle unsere Fragen und haben uns sogar mit „Insidertipps“ versorgt. Die zeitgemäßen Pflanzungen waren eine Augenweide, denn jetzt im Spätsommer strahlten sie in voller Pracht. Alles in Allem haben wir einen gelungenen Tag in Bad Dürrenberg verbracht. Wir hoffen, dass das Gelände auch nach dem Ende der Schau eine nachhaltige Nachnutzung erfährt und weiterhin viele Besucher anzieht.

Wer sich die Gartenschau noch ansehen möchte – bis 13. Oktober 2024 ist sie noch geöffnet.

Fotos: Daniel Reiche

Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen.
Die mit Sternchen (*) gekennzeichneten Verweise sind sogenannte Provisions-Links. Wenn du auf so einen Verweislink klickst und über diesen Link einkaufst, bekomme ich von deinem Einkauf eine Provision. Für dich verändert sich der Preis natürlich nicht. Bitte beachte, dass es sich bei dieser Website nicht um einen Online-Shop handelt. Du kannst über diese Seite keine Kaufverträge über die dargestellten Artikel abschließen und auch keine persönliche Beratung hierzu in Anspruch nehmen. Über diese Seite wirst Du zu den entsprechenden Verkäufern bzw. deren Online-Shops weitergeleitet. Kaufverträge kannst Du erst in dem jeweiligen Online-Shop mit dem jeweiligen Verkäufer abschließen.
Autor

Seit 2006 Kleingärtner mit Passion und Experimentierfreude. Seit 2011 Gartenblogger. Naturnah und erdverbunden. Gewinner des "Mein schöner Garten" Influencer Awards 2022 in der Kategorie "Insektenfreundliches Gärtnern" und seit 2023 Gartenfachberater. Besuche mich auf Instagram und Facebook! Mehr über mich

Schreibe einen Kommentar